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Mutterkorn

Steckbrief

Name: Mutterkorn
weitere Namen: Hahnensporn, Purpurroter Hahnenpilz
Lateinischer Name: Claviceps purpurea
Pilzfamilie: Clavicipitaceae
Anzahl der Arten: mehr als 300 Arten
Verbreitungsgebiet: weltweit
Giftigkeit: giftig
enthaltene Gifte: Ergotamin, Ergometrin
Fundorte: meistens in Roggenähren
Aussehen: zapfenförmig, dunkelbraun/schwarze Farbe
Größe: ca. 1-2cm lang
Verwendung: keine Verwendung möglich

Hinweis
Sämtliche Informationen dienen lediglich der schulischen Aufarbeitung und sind nicht dafür geeignet, Speisepilze/Giftpilze zu identifizieren. Essen oder Verwenden Sie niemals gefundene Pilze ohne entsprechende Sachkenntnis! Je nach Pilz können bereits wenige Gramm tödlich sein.
Giftnotruf Bayern: 089 19240

Interessantes über Mutterkorn

Als Mutterkorn wird das sogenannte Sklerotium des Purpurbraunen Mutterkornpilzes oder Claviceps purpurea bezeichnet. Dieser parasitäre Schlauchpilz ist in nahezu allen gemäßigten Klimazonen der Welt beheimatet und befällt vorrangig Roggenähren während der langen Blütezeit im Mai und Juni, wenn seine Sporen durch Insekten weitergetragen werden. Statt einer Befruchtung der Roggenähre kommt es zu einer Infektion mit dem Mutterkornpilz, der nach der Besiedelung dunkelbraune hornförmige, wie Zapfen aussehende Sklerotien bildet, an denen mit Sporen gefüllte Fruchtkörper sitzen. Neben Roggen kann der Mutterkornpilz auch andere Gräser befallen, was nach der Ernte sein Weiterleben sichert, bis es in der nächsten Saison zu einem erneuten Befall der Roggenähren kommt.
Die im Mutterkorn enthaltenen Alkaloide Ergotamin und Ergometrin sind für den Menschen hochgiftig und verursachten bis ins frühe 18. Jahrhundert Epidemien von Ergotismus, denen tausende Menschen zum Opfer fielen, bevor erste Maßnahmen ergriffen wurden und die Forschung allmählich zu einem umfangreichen Wissen über die Toxine des Mutterkorns beitrug. Während aus der Antike fast keine Fälle von Mutterkornvergiftungen bekannt sind, da hauptsächlich Weizen angebaut wurde, war die Vergiftung im Mittelalter als "Antoniusfeuer" bekannt. Eine Dosis von fünf bis zehn Gramm kann für einen Erwachsenen tödlich sein, während geringe Mengen kaum merkbar sind. Bei schweren Vergiftungen kommt es zu Durchblutungsstörungen der Organe und Gliedmaßen. Bei ausbleibender Behandlung sterben unter starken Schmerzen Finger und Zehen ab. Später tritt schließlich der Tod durch Herz- oder Atemstillstand ein.
Durch sorgfältige Auslese der Roggenkörner und resistente Roggensorten sind Mutterkorn-Vergiftungen heute äußerst selten. Die Alkaloide werden hingegen in der Geburtshilfe als Wehenmittel und blutstillende Substanz nach dem Geburtsvorgang eingesetzt.
Ein ebenfalls im Mutterkorn enthaltenes Alkaloid, die Lysergsäure wurde im Jahr 1938 von dem aus der Schweiz stammenden Chemiker Albert Hofmann synthetisiert und als Lysergsäurediethylamid, kurz LSD bezeichnet. Diese Substanz wurde in den Sechzigerjahren in der Psychiatrie als Antipsychotikum eingesetzt und ist bis heute eine weit verbreitete halluzinogene Droge.